Ein Schiffstagebuch
Von Page nach Williams
Denny´s in Cortez - Colorado
Der Canyon de Chelly war damals ein weitgehend unbekanntes Stück der amerikanischen Geschichte. Er lag im Navajo Indianer Reservat und durfte von "nicht Navajos" nur in Begleitung eines Stammesmitgliedes betreten werden. Das machten die schlauen Indsmen natürlich sofort zum Geschäft (ist auch absolut ok) und schaukelten die wenigen Touris, die sich hierher verirrten, mit alten Armee LKWs über die immerhin 110 Meilen Pisten im Canyon. Vergleich: den Grand Canyon besuchten damals bereits über 3 Millionen Menschen pro Jahr, hier waren es gerade mal 11.000. So waren wir tatsächlich eine sehr kleine, aber interessierte Gruppe.
Unser Gefährt war ein LKW, der schon im Koreakrieg von 1951-1953 im Einsatz war. Der Fahrer des LKW, der gleichzeitig auch als sachkundiger Führer fungierte, war Navajo Joe, oder besser, wir nannten ihn so. Ein kerniger Navajo, der während der Stops und auch während der Fahrt viel über das Land und die Leute erzählte, dabei immer auf dem unbefestigten Sandwegen blieb, obwohl er fast ausnahmslos zu uns nach hinten schaute. Wir saßen ja auf der Ladefläche. Ich könnte nun stundenlang noch über die Geschichte der Navajos schreiben, aber da findet man in der einschlägigen Literatur oder auch im Web viel interessantes Material.
Zwei Ereignisse sollen dennoch erwähnt werden, die mir in besonderer Erinnerung geblieben sind. Am Abend vor der LKW Tour mussten noch die Tickets dafür bei der Navajo Agentur im Canyon abgeholt werden. Das waren ca. 20 Kilometer von Chinle zu fahren. Da Pinne den ganzen Tag am Steuer war, blieb er im Motel zurück und ich düste schnell los.
Das Wetter hatte sich schon seit einigen Stunden geändert. Der strahlend blaue Himmel mit der gleißenden Sonne hatte sich in ein drohendes schwarz-blau gewandelt, von der Sonne keine Spur mehr, aber es war immer noch brüllend heiß, Da braute sich wohl was zusammen. Nach einigen Minuten sah ich von Osten eine unheimliche, rote Wand auf mich zurollen. Innerhalb von Sekunden war ich in einem ausgewachsenem Sandsturm, konnte nur noch den Wagen an den Straßenrand steuern und stehenbleiben - Sicht gleich null. Der Wind heulte und der Sand fegte über unseren schönen Dodge, als würde jemand mit einem Sandstrahler darauf halten. Genauso schnell wie der ganze Spuk gekommen war, ging er auch vorbei. Keine 10 Minuten später konnte ich meine Fahrt fortsetzen. War ein komisches Gefühl, so alleine da draußen in der Wüste im Sandsturm.
Das zweite große Erlebnis war eine Einladung von Navajo-Joe an uns. Er hatte natürlich mitbekommen, dass da zwei Ausländer auf seinem LKW saßen, die sich tatsächlich richtig für seine Geschichte interessierten. Am Abend fand in Chinle die Wahl zur Miss Navajo statt, eine Vorausscheidung zu zwischen allen Indianerstämmen abgehaltenen Misswahl der schönsten Indianerin Americas. Haben da natürlich gleich zugesagt, nach Rückkehr den Dreck des Tages vom Leib geschrubbt und dann ab in die große Versammlungs- und Sporthalle von Chinle. Man setzte uns mit einer Familie zusammen und wir wurden vom Chief in seiner Begrüssungsrede als Gäste aus Germay besonders herzlich willkommen geheißen. Wir waren tatsächlich neben einem Abgesandten des Staates Arizona die einzigen Bleichgesichter unter annähernd 500-600 Indianern.
Der Abend verlief ohne besondere Vorkommnisse, war sehr unterhaltsam und wir waren zum ersten mal in unserem Leben so etwas wie Exoten.
Soweit die Erinnerungen ......